Sonntag, 9. Dezember 2012

Emma Donoghue: Raum

Klappentext:

Für Jack ist Raum die ganze Welt. Dort essen, spielen und schlafen er und seine Ma. Jack liebt es fernzusehen, denn da sieht er seine “Freunde”, die Cartoonfiguren. Aber er weiß, dass die Dinge hinter der Mattscheibe nicht echt sind – echt sind nur Ma, er und die Dinge in Raum. Bis der Tag kommt, an dem Ma ihm erklärt, dass es doch eine Welt da draußen gibt und dass sie versuchen müssen, aus Raum zu fliehen.

Zum Inhalt:

Der fünfjährige Jack lebt mit seiner Ma in Raum. Dort hat er bisher sein ganzes Leben verbracht, isoliert und abgeschottet von der Außenwelt. Der einzige andere Mensch, den Jack je außerhalb des Fernsehers gesehen hat ist Old Nick. Doch wenn dieser kommt, muss Jack sich immer im Schrank verstecken. Old Nick versorgt Jack und seine Mutter mit Lebensmitteln und anderen notwendigen Dingen, doch außerdem beschimpft er auch die Mutter und als Leser bekommt man trotz der Ausdrucksweise und der Erzählweise des fünfjährigen Jack mit, dass jeder Besuch von Old Nick in einer Vergewaltigung von Jacks Mutter endet.
Jack hat zwar Angst vor Old Nick, aber für ihn ist die extrem begrenzte Welt von Raum Normalität, da er nichts anderes kennt. Als seine Mutter ihm erklärt, dass die Menschen im Fernseher reale Personen sind und dass tatsächlich eine Welt außerhalb existiert, kann der Junge dies zunächst nicht glauben. Aus Liebe zu seiner Mutter verwirklicht er aber schließlich ihren Plan der Flucht aus Raum.
Das Leben außerhalb von Raum erschreckt den Jungen und er ist sehr verunsichert über die vielen Reize, die plötzlich ungehindert auf ihn einströmen. Auch seine Mutter kämpft mit der Verarbeitung der Vergangenheit und dem Anschluss an die Gegenwart, denn die Welt hat sich weiterentwickelt während sie jahrelang eingesperrt war. Schritt für Schritt erleben wir mit, wie Jack und seine Ma sich an ihr neues Leben gewöhnen und sich darin zurechtfinden.

Meine Meinung:

Der komplette Roman ist aus der Sichtweise des fünfjährigen Jack geschildert und so ist auch die Ausdrucksweise an ein Kind in dem Alter angepasst – einschließlich falscher Wörter und grammatikalischer Fehler. Diese Erzählweise ist ungewöhnlich und ich musste mich zunächst daran gewöhnen, was aber schnell gelungen ist. Gerade diese konsequent beibehaltene Sichtweise ist es nämlich, die den Roman meiner Meinung nach so besonders und schockierend macht. Jack schildert Raum als seine Normalität, denn er kennt nichts anderes. Der Leser jedoch ahnt schon zu Beginn, was seiner Mutter wiederfahren ist und was es mit Old Nick und dessen Besuchen auf sich hat. Auch das Leben nach der Flucht ist fesselnd und glaubhaft geschildert.
Ein absolut empfehlenswertes Buch!


(5/5)

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